Wasserkur und Badelust Pluto Essen


„Ein Bad im Monat ist gerade noch mit dem christlichen Glauben zu vereinen.“

Feuchtes, fröhliches und frömmelndes zur Geschichte der Badelust.

Was auch immer Dich bewegen mag, zu uns in die Pluto Essen zu kommen: Deine Erwartungen, Wünsche oder Gelüste sind weder einzigartig noch eigenartig noch irgendwie unartig. Denn mit Deinem Spaß am gemeinsamen Baden, Schwitzen, Duschen und allem, was sich innerhalb unserer vier nassen Wände noch zu tun anbietet, befindest Du dich in bester Gesellschaft. Zum Beispiel mit den alten Römern.

Die Droge Wasser

Auch die Römer waren nicht die ersten, die die Vorzüge von Wasser in Wannen zu schätzen wussten. Ruinen weisen darauf hin, dass schon etwa 2500 v. Chr. eine Art Hallenbad benutzt wurde. Gefundene Tonscherben lassen auf die Benutzung von Badewannen vor rund 3500 Jahren schließen.
Aber die Römer haben die Badelust zu einer regelrechten Badesucht kultiviert.
Stolze 14.250 Quadratmeter maßen die berühmten, mit Luftheizung versehenen, Agrippa-Thermen mit dem ersten öffentlichen Heißluftbad. In den bis heute unübertroffenen Thermen des Diokletian konnten gleichzeitig 3.200 Menschen baden.
Etwa 2.400 Marmorsessel dienten dem Ausruhen, 3.000 Alabaster-Badewannen dem Einzelbad.

Von Standard bis de Luxe

Und das alles nur, um sauber zu bleiben? Ohne Zweifel stand die Freude am Baden und die damit verbundene Unterhaltung im Mittelpunkt des römischen Badelebens.
Auch die Ärzte bemühten sich, die Badeeinrichtungen für medizinische Zwecke zu nutzen. Übrigens war das Badevergnügen nicht nur den oberen Zehntausend vorbehalten, neben den prunkvollen Thermen gab es auch eine große Anzahl öffentlicher Volksbäder, die von den ärmeren Mitbürgern besucht wurden.
Um 320 m Chr. gab es in Rom mehr als 850, die meist unentgeltlich benutzt werden konnten. Und wohin die römischen Legionen in ihrem Expansionsdrang auch vorstießen, überall entstanden Festungen und Bäder.
Der Einfluss der römischen Badekultur auf große Teile Europas ist deshalb unübersehbar. Überzeugen Sie sich selbst: die noch heute zu besichtigenden Thermen in Aachen sind einen kleinen Ausflug wert.

In aqua domini

Wen wundert’s, dass bei der weiteren Entwicklung des Badewesens im Mittelalter die Kirche ein Wörtchen mitreden wollte?
Und wen wundert’s, dass sich in der Folgezeit eine sehr asketische Auffassung der Badekultur durchsetzte?
Das ausschweifende Leben der Gäste in den römischen Luxusbädern, die vor allem der Unterhaltung und dem Vergnügen dienten, wurde von der christlichen Kirche vehement bekämpft.
Von einem der größten Theologen des christlichen Abendlandes, Augustinus, der um 400 n. Chr. lebte, soll der Satz stammen: „Ein Bad im Monat ist gerade noch mit dem christlichen Glauben zu vereinen.“

Feuchte Festtagsfreuden

Zur Ehrenrettung der Kirche im frühen Mittelalter sei hier festgestellt, dass sie sich zwar gegen das Baden als Vergnügen wandte, nicht aber seine gesundheitsfördernde Wirkung bestritt.
Diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass Mönche zu dieser Zeit immerhin zweimal pro Jahr ohne Erlaubnis ihres Priors baden durften: vor Weihnachten und vor Ostern.
Grundsätzlich gestattete die Kirche einen mäßigen Gebrauch des Bades, wertete aber den Verzicht als ebenso anzustrebende asketische Leistung wie das Fasten.

Saubere Gesellschaft

Aus ganz pragmatischen Gründen setzte sich dennoch das gemeinsame Baden immer mehr durch.
Als die Städte entstanden und immer größer wurden, die Menschen immer enger zusammen wohnten, wuchs auch die Gefahr gefährlicher Epidemien.
Die privaten sanitären Verhältnisse waren primitiv, der Entwicklungsstand der mittelalterlichen Medizin bescheiden – öffentliche Badestuben bekamen deshalb besondere Bedeutung.
Auch der Beruf des Baders entstand. Hygienische Notwendigkeiten sorgten so im 12. Und 13. Jahrhundert für ein Aufblühen des Badewesens in Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland. Und weil man auch damals schon ganz gut rumkam, blieb es nicht beim kargen Waschen einzig der Sauberkeit wegen: Die Heere der Kreuzfahrer hatten im Morgenland eine hoch entwickelte Badekultur, reichgeschmückte Bäder und raffinierte Badeprozeduren kennengelernt und wollten ihren liebgewordenen Gewohnheiten nun auch zu Hause treu bleiben.
Folge: das Baden wurde wieder zum großen Badevergnügen und zum wichtigen Bestandteil des mittelalterlichen Alltags.

Wasserspaß

In der Badestube wurde frisiert, rasiert, massiert, manikürt; man verabreichte medizinische Bäder, es wurde geschröpft und zur Ader gelassen. Und im Laufe der Zeit kam es dazu, dass hier auch gegessen und getrunken, gefeiert, gespielt und musiziert wurde.
Die Badestube wurde bald ein beliebter Ort zum … heute könnte man sagen, Rocken und Zocken. Es wurde getanzt und gewürfelt, Festmahle und Trinkgelage waren die kulinarischen Höhepunkte des geselligen Miteinanders.
So gerieten die Badehäuser denn auch zwangsläufig in den Ruch, mehr oder weniger getarnte Spielhöllen oder Bordelle zu sein.
Diese „Schattenseiten der Badekultur“ versuchte man immer wieder mit Verordnungen zu verhindern. (Eine Methode, die ja auch heute gern angewandt wird.) Besonders viele gab es gegen das gemeinsame Baden von Männern und Frauen.
Moralverrohung hin, Strafandrohung her: Man machte es trotzdem.

Das Laster lockt.

Die spätmittelalterliche Badestube war für alle Schichten eine quasi öffentliche, das Leben der Gemeinschaft, der Zünfte und Stände stark prägende Einrichtung.
Amtsrate luden ihre Gäste ein und Brautpaare feierten hier Polterabend.
Es gab Vorschriften, Verordnungen und Verbote, an die man sich zu halten hatte – dennoch: ein gewisser Ruf eilte den Badehäusern stets voraus (sicher nicht zu Unrecht), und so blieb Geistlichen der Besuch gänzlich verwehrt. Es dürfte nicht zu ihrem Schaden gewesen sein.
Vorsicht, ansteckend!
Die Ausbreitung der großen Seuchen, insbesondere der Pest und der Syphilis, führten zum Niedergang der mittelalterlichen Badestuben.
Zeitweilig mussten sie geschlossen werden, galten sie doch als Herde der Ansteckung. Die wohlhabenden Besucher zogen sich als erste zurück und vergnügten sich immer häufiger in Mineralbädern, Flüssen, Seen und dem Meer.
Hinzu kamen die Auswirkungen des dreißigjährigen Krieges, die auch drastisch steigende Brennholzpreise verursachten.

Andere Zeiten, andere Ansichten: knapp 200 Jahre später wurde der Ruf nach städtischen Badeanstalten immer lauter. Jetzt sollten sie gerade das verhindern, wofür man sie früher verantwortlich gemacht hatte: die Ausbreitung von Epidemien.
Die hygienischen Zustände in der fortschreitenden Industrialisierung waren katastrophal, selbst einfache Waschgelegenheiten fehlten.
1842 entstand in Liverpool die erste “Bade- und Waschanstalt für die arbeitende Klasse“.
Eine ”Wäscherei mit Badegelegenheit für Männer und Frauen” öffnete 1852 in Hamburg ihre Pforten. Viele weitere folgten.

Nicht nur sauber, sondern rein.

Die Prüderie des aufstrebenden Bürgertums und seiner Moralvorstellungen prägten den Charakter dieser Anstalten.
Reinlichkeit galt als Gebot, und das war nicht nur körperlich zu verstehen.
Noch vor hundert Jahren war die Geschlechtertrennung im Bad gang und gäbe. Auch in See- und sogenannten Familienbädern durften sich Männlein und Weiblein erst wieder am Wasser begegnen. Und das Nacktbaden war natürlich erst recht ein gerne genutzter Anlass für sittliche Empörung.
Die Leitsätze und Weisungen der deutschen Bischöfe von 1925 lauteten: ,Die Bischöfe verlangen für die öffentlichen Fluss und Seebäder die Trennung der Geschlechter, sowie getrennte Aus- und Ankleideräume, sodann eine anständige Badebekleidung und eine wirksame Aufsicht zur Verhütung der schweren Anstößigkeiten.‘

Der heute selbstverständliche Luxus.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das eigene Bad in der Wohnung mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit.
Dusch- und Wannenbäder in öffentlichen Badeanstalten deshalb zunehmend überflüssig.
Der Besucherschwund in den öffentlichen Bädern führte dazu, dass die Gemeinden heute mit kräftigen Defiziten zu rechnen haben.
Denn auch private Unternehmer witterten ihre Chancen: aufwendige “Spaßbäder“ mit Meereswellen, mit Cocktailbars, Solarien, Fitness-, Massage- und Kosmetikangeboten liefen den oft altbackenen „Badeanstalten“ mehr und mehr den Rang ab.

Herrenbesuch erwünscht

Last, but not least: Auch „ausschließlich für Männer eingerichtete Badebetriebe“ sind höchst erfolgreich.
Nach der Liberalisierung des § 175 StGB im Jahr 1969 etablierten sich Männersaunen langsam, aber stetig in fast allen Großstädten.

Sie sind heute ein fester Bestandteil der großstädtischen schwulen Szene. Zahlreiche Verordnungen sorgen dafür, dass auch hier die „Reinlichkeit“ nicht zu kurz kommt. Und dass auch die Lust nie auf der Strecke bleibt am gemeinsamen Baden und Duschen, am Heißmachen und Abkühlen, am Sonnen- und Ruhebänkeln, am Spannen und Entspannen und am Schwitzen und Schwatzen.

Doch Veränderung kündigt sich auch hier an: Der neue Blick der Gesellschaft auf traditionelle Partnerschaften – ausgelöst durch die Wiedervereinigung Deutschlands, dem Internet und dem Wandel Deutschlands zu einem Einwanderungsland – beginnt das Selbstverständnis der Männersaunen zu verändern: Seitdem der Blick bei der Bewertung von Partnerschaften zunehmend zuerst durch Wohnzimmer streift statt durchs Schlafzimmer, erlebt der Mann eine neue Befreiung: die Freiheit, sich nicht mehr zwingend sexuell festlegen zu müssen.

Die Pluto Essen greift diese Entwicklung auf und wendet sich jetzt auch ausdrücklich an solche emanzipierten Männer.
Die Pluto Essen wird dadurch zusätzlich für manchen zum aufregender Ausgangspunkt für Expeditionen in unbekannte Welten.

Pluto bleibt ideenreich bishin zur Innovation.
Wir suchen, wir finden. Wir sind nicht vollkommen. Aber das ermuntert uns. Jeden Tag.

Herzlich willkommen in der Pluto Essen!
🙂

 

(Text frei zusammengefasst nach Quelle: „Wasserkur und Badelust – Eine Badereise in die Vergangenheit“ von Hort Prignitz, Leipzig 1986, ISBN 3-7338-0011-7)

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